Die EU und im Speziellen die Mittelmeerländer wollen die Aufforstung vorantreiben, um ihre Klimaziele zu erreichen. Eine Studie des Crowther Labs an der ETH zeigt das weltweite Aufforstungspotenzial auf. Doch in der Praxis gibt es Grenzen. Zum Beispiel durch die Frage, wem aufzuforstendes Land gehört. Und insgesamt ist Aufforstung nur ein Puzzlestein von vielen Massnahmen gegen den Klimawandel. Aber ein wichtiges.
Die Regierungschefs und Aussenminister von 9 EU-Mittelmeerländern wollen im Kampf gegen den Klimawandel enger zusammenarbeiten. Sie haben daher beschlossen, bis 2030 mindestens 3 Milliarden Bäume zu pflanzen. Zudem haben sie sich zum Pariser Klimaabkommen bekannt.
Der mediterrane Raum ist besonders anfällig für den Klimawandel. Das haben gerade die katastrophalen Brände in diesem Sommer gezeigt.
Bereits im Juli hatte die EU-Kommission bekanntgegeben, dass 3 Milliarden Bäume gepflanzt werden sollen. Dies unter Berücksichtigung ökologischer Prinzipien. Damit will die EU ihr CO2-Ziel erreichen: Bis 2030 55 Prozent weniger CO2 auszustossen als 1990.
Reservoir der biologischen Vielfalt
Zudem sollen die letzten Urwälder und alten Wälder Europas streng geschützt werden. Sie dienen als Reservoirs der biologischen Vielfalt und als Kohlenstoffspeicher.
Aufforstungsbemühungen stützen sich teils auf eine Studie der ETH aus dem Jahr 2019. Das Crowther Lab unter Professor Tom Crowther hatte damals eine Studie veröffentlicht. Es hatte berechnet, dass die weltweite Aufforstung auf einer Fläche von 0.9 Millarden Hektar möglich wäre. Dies entspricht der Fläche der USA. Die entsprechenden Wälder könnten zwei Drittel der vom Mensch produzierten CO2-Ausstösse aufnehmen. Bei seinen Berechnungen hatte das Crowther Lab Städte und landwirtschaftliche Flächen ausgeklammert.
Das Crowther Lab sieht in der Aufforstung von Wäldern ein wirksames, natürliches Mittel, um den Kohlendioxydgehalt in der Atmosphäre zu reduzieren. «Allerdings müssen wir schnell handeln, denn es wird Jahrzehnte dauern, bis die Wälder reifen und ihr Potenzial als natürliche CO2-Speicher ausschöpfen», so Tom Crowther.
Nur Mischwälder sind nachhaltig
Einfach gestaltet sich die Aufforstung von Wäldern allerdings nicht. So müssen die neu gepflanzten Forste Mischwälder sein. Zudem dürfen Klimaschutz und Waldnutzung nicht im Widersprüche zueinander stehen. Die Wälder müssen forstwirtschaftlich so genutzt werden, dass sie nachhaltig bleiben.
Kommt dazu, dass 60 Prozent aller Wälder in Europa in Privatbesitz sind. Hier birgt die Aufforstung Konfliktpotenzial. Das zeigen sich an Beispielen wie Indien. Das Land gehört weltweit zu den grössten Umweltsündern. Bis 2030 will es aber einen Drittel seiner Landfläche aufgeforstet haben. Nun ist es fleissig dabei, Bäume zu pflanzen.
Aufforstung: Landenteignung oder Arbeitsbeschaffung?
Unter anderem im Gebiet der indigenen Adivasi. Das Volk war in der Vergangenheit mit Diskriminierung und Unterdrückung konfrontiert. In der Aufforstung auf ihrem Gebiet sieht es ebenfalls solche Versuche. Es klagt wegen Landenteignung.
Die indischen Forstarbeiter sehen das anders. Sie sind überzeugt, dass für die Adivasi mit der Aufforstung Arbeitsplätze geschaffen werden. Die UNO, die die Aufforstung vorantreibt, hat solche Konflikte vorausgesehen und Gelder dafür bereitgestellt. In Indien sind die Fronten jedoch verhärtet. Wie der Sachverhalt liegt, ist nicht einfach zu klären.
Klar ist aber: Aufforstung ist ein wichtiges Puzzleteil im Klimaschutz. Weitere sind der Umbau des Energie- und Verkehrssystems sowie die Änderung unseres Konsumverhaltens. Nach wie vor ist es so, dass jeder Baum zählt.
Quellen:
https://www.teletext.ch/de/Webtext/News/Ausland/f9530a07-4a09-4a19-b102-4b4649076a69
https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-der-milliarden-baeume-plan-100.html
https://www.swr.de/swr2/wissen/fit-for-55-drei-milliarden-baeume-fuer-europa-100.html
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Bildquelle:
- Mediterraner Wald: Cocosea / Wikimedia Commons
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