Freies Tanzen: Sportunterricht ohne Leistungsdruck

In der Pulvermühle Grundschule, Berlin-Spandau, haben seit einem halben Jahr Schüler:innen neunzig Minuten Tanz in der Woche. “Tanz-Zeit“ nennt sich das Projekt, das die Tänzerin und Choreografin Livia Patrizi schon vor fünfzehn Jahren ins Leben gerufen hat. Sie denkt Sportunterricht anders: Freude an der Bewegung statt Wettkampf und Stress. Keine Noten. Tanzen schweißt Schüler:innen zusammen, kanalisiert Aggression.

Das Ziel ist Kindern an der Schnittstelle von Kunst und Sport in der Schule andere Möglichkeiten bieten, sich körperlich auszudrücken und Freude an der Bewegung zu entdecken. Jenseits von Wettkampf und Leistungsstress wie meist sonst im Sportunterricht. Patrizi glaubst: “Tanzen schärft die Körperwahrnehmung, stärkt Selbstbewusstsein und Sozialkompetenz.“

159 Berliner Grund- und Oberschulen haben bisher am Projekt „TanzZeit“ teilgenommen, das sind gut 1.060 Klassen mit knapp 24.000 Kids aus allen Schichten. 

Meist werden dafür zwei Stunden aus dem Sport-, Musik- oder Kunstunterricht abgeknapst, die Teilnahme ist Pflicht. So erreichen sie auch diejenigen, die sonst nie mit Tanz in Berührung kämen. 

Die Wirkung das Tanzerlebnis auf benachteiligte Schüler haben kann ist gross. 80 Prozent der Jugendlichen stammen hier aus Familien, die von Sozialtransferleistungen leben. Viele der Kinder haben einen Bewegungsmangel, sie kommen kaum mit dem Vereinssport in Berührung.

Im Tanzunterricht gibt es viele Konflikte. Beeindruckend, wie die Klasse langsam zusammenwächst und zu einer Choreographie wird, in der alle mitdenken. Sich nicht zu verurteilen, sondern sich wertzuschätzen, das gehört auch zum Konzept. Am Ende des Projekts stehen alle gemeinsam auf der Bühne, um ihren Kollaborativ Tanz vor einem großen Publikum aufzuführen.

https://enorm-magazin.de/gesellschaft/bildung-lehre/tanzen-im-unterricht-fuehl-wie-du-springst
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Author: Sylvia Jacobs

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