Auf der Ilha de Orango vor der Küste Guinea-Bissaus gibt es kaum mächtige Männer. Hier haben traditionell vor allem die Frauen das Sagen. Auch wenn sich das langsam ändert, zum Bedauern vieler.
Gegenentwurf zu den männlichen Machtstrukturen auf der Welt: Auf der Insel Orango vor dem westafrikanischen Guinea-Bissau haben vor allem Frauen das Sagen. Es ist ein Ort des Friedens.
Und Entscheidungen gehen auf Orango in der Regel so: Es gibt zwei Räte, einen aus Männern und einen aus Frauen. Sie diskutieren Lösungen für Konflikte oder anstehende praktische Fragen. Beide Gruppen einigen sich jeweils auf eine Lösung – und verhandeln danach miteinander einen Kompromiss oder tragen ihre Ideen separat den Priesterinnen vor. So soll sichergestellt werden, dass kein Geschlecht übergangen wird. Die Priesterinnen haben dann das letzte Wort – gelebte Demokratie, die seit den Zeiten Okinka Pampas den Frieden gesichert hat.
Wenn die mächtigen Männer in Bissau sich mal wieder gegenseitig wegputschen – mehr als ein Dutzend versuchte oder gelungene Staatsstreiche gab es seit der Unabhängigkeit –, geht das Leben auf Orango einfach weiter. Sie sind autark hier, das Land ist fruchtbar, das Meer voller Fische. Ein paar Hundert Meter vom Dorf entfernt gibt es ein kleines Strandhotel, das auch Ausflüge nach Eticoga anbietet, »anthropologischen Tourismus«, um die matriarchalen Strukturen zu bewundern.