
Rund ein Fünftel der klimaschädlichen CO₂-Emissionen der Schweizer Bevölkerung entsteht beim Reisen in der Luft. Im Winter an die Wärme, im Sommer auf Safari, fürs Geschäft nach New York oder Hongkong – Fliegen ist praktisch, schnell und vergleichsweise günstig. Aber Fliegen treibt die Klimaerwärmung an.
Wie Cyril Brunner, Klimaforscher an der ETH Zürich, betont: „Die Stunden, die wir im Flieger verbringen, zählen zu den Schlimmsten unseres Lebens, wenn es ums Klima geht.“ Bei vielen Schweizerinnen und Schweizern fliegt deshalb das schlechte Gewissen immer auch mit.
Doch es gibt Hoffnung: Mit nachhaltigem Treibstoff und angepassten Flugrouten könnte der Klimaschaden stark reduziert werden, zu tragbaren Kosten. Die Luftfahrtindustrie entwickelt vielversprechende Lösungen für klimaneutrales Fliegen.
Die wichtigsten Fortschritte:
Nachhaltige Treibstoffe im Aufwind: Die Produktion von Sustainable Aviation Fuel (SAF) hat sich 2024 verdoppelt und soll weiter steigen. Diese Treibstoffe nutzen CO₂ aus der Atmosphäre und können den Klimaeffekt des Fliegens deutlich reduzieren.
Intelligente Flugrouten gegen Kondensstreifen: Durch leichte Anpassungen der Flughöhe könnten 75% der klimaschädlichen Kondensstreifen vermieden werden – mit nur 0,11% Mehrverbrauch an Treibstoff. Ab 2027 plant die EU entsprechende Regelungen.
Politik setzt klare Ziele: Die EU und die Schweiz haben bereits eine SAF-Beimischquote eingeführt, die bis 2050 auf 70% steigen soll. Diese verbindlichen Vorgaben treiben Innovationen im Sektor voran.
Die Realität nicht aus den Augen verlieren
Der klimafreundlichste Flug ist weiterhin derjenige, der gar nicht stattfindet. Cyril Brunner von der ETH Zürich hält fest, dass die beschriebenen Massnahmen unter grossen Anstrengungen dazu führen können, den Flugverkehr klimaneutral zu gestalten, allerdings nur, wenn er nicht weiter wächst.
„Es wird sehr anspruchsvoll, das global hinzubekommen. Wenn alle Personen auf der Welt gleich viel fliegen wollen wie wir in der Schweiz, dann wird das kaum klappen.“
Eine besondere Herausforderung: Derzeit gehen die Prognosen davon aus, dass der Flugverkehr weltweit um drei bis vier Prozent pro Jahr wachsen wird.
Was bedeutet das für uns?
Mit den technologischen Fortschritten könnte das Fliegen deutlich umweltfreundlicher werden. Gleichzeitig sind wir als Gesellschaft gefordert, unser Reiseverhalten zu überdenken. Reisende können durch bewusste Entscheidungen, Reduktion unnötiger Flüge und den freiwilligen Kauf von SAF-Anteilen zu einer klimafreundlicheren Luftfahrt beitragen.
Basierend auf Forschungsergebnissen der ETH Zürich und aktuellen Entwicklungen in der Luftfahrtbranche.
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