Gegen Plastikabfall: Häuser aus Plastikflaschen

Flaschenhaus: Haus der Jugend in Hamm

Es gibt effiziente Lösungen für den Umgang mit der Plastikflut. Zum Beispiel den Bau von Häusern aus Abfallflaschen. Verschiedene Initiativen haben dafür unterschiedliche Lösungen gefunden. Das ist wichtig. Denn auf der ganzen Welt gehen Menschen ähnlich mit den Plastikflaschen um: Sie verbrennen sie oder lassen sie verrotten. Zweiteres dauert etwa 450 Jahre.

Uganda: Flaschen mit Erde füllen

Werden Plastikflaschen in Uganda in Gewässer geworfen, so landen sie früher oder später im Mittelmeer – via Viktoriasee und Nil. Aber noch immer genügend davon verschandeln das Landschaftsbild des ostafrikanischen Landes. Der Ugander David Monday kam deshalb darauf, Häuser aus den herumliegenden Flaschen zu bauen. 10’000 bis 20’000 Stück braucht es pro Gebäude – je nach dessen Grösse. So ist ein Markt für geeignete Baumaterial-Abfallflaschen entstanden – und ein Einkommen für Flaschensammler. Zudem sind die Häuser günstiger als solche aus Ziegelsteinen.

Mondays Methode ist verblüffend einfach: Die Flaschen werden mit Erde gefüllt, die Erde darin mithilfe eines Stocks und eines Hammers festgeklopft. Mit Schnüren und Mörtel werden sie zu Mauern aufgebaut.

Das anfängliche Misstrauen der Bevölkerung gegenüber den Plastikhäusern wich Interesse. Offenbar wohnt es sich ganz angenehm im Haus. Denn das Material begünstigt einen guten Temperaturaustausch.

Bereits stehen Dutzende solcher Häuser in Uganda: Nicht nur das: Das Bewusstsein gegenüber der Ressource Plastik hat sich verändert. Die Menschen bringen sie David Monday offenbar aus dem ganzen Land vorbei.

Panama: Flaschen in Metallgittern

Dem Kanadier Robert Bezeau war es in seiner Heimat zu kalt. Sein neues Paradies fand er in Panama. Einzig die Berge von Plastikflaschen störten ihn. Sein Traum ist ein ganzes Ökodorf  mit 120 Häusern aus Plastikflaschen.

Wie David Monday benötigt er etwa 10’000 Flaschen pro Haus. Allerdings legt er diese – im Unterschied zu seinem ugandischen Kollegen – dicht an dicht in eine Art Metallkäfige. Bezeau verwendet nur PET-Flaschen, denn diese sind schwer entflammbar.

Die gefüllten Metallkäfige bilden die Hauptbauelemente eines Hauses und werden aneinandergebaut. Leitungen für Elektrizität, Wasser, Sprinkleranlage werden ausgespart. Die Luft in den Flaschen dient als Isolation – sowohl gegen Wärme wie auch gegen Kälte. Darüber kommt eine Schicht aus Zement. Einem Plastikflaschenhaus sieht man also nicht an, woraus es gebaut ist. Und die ersten Häuser in seinem Dorf sind bereits verkauft.

Kolumbien: Flaschenhäuser mit Komposttoilette bauen lernen

Ana Maria Gutierrez ist Gründerin und Chefin der kolumbianischen Organisation Organizmo. Sie möchte den Menschen beibringen, verantwortlungsvoll mit ihrer Umwelt umzugehen und Material wiederzuverwerten. Auch bei ihr werden die Flaschen mit Erde gefüllt.

Sie geht bei ihrem Häuserbau jedoch ein paar Schritte weiter als David Monday und Robert Bezeau. Zusätzlich möchte sie nämlich alte Bautechniken erhalten und die Menschen dazu anhalten, in Kreisläufen zu denken. Ihren Kursteilnehmenden bringt sie entsprechend alternative Techniken und Bioarchitektur bei. Dächer sind begrünt, die Häuser mit Komposttoiletten und Wasserwiederaufbereitungsanlagen ausgestattet.

Gutierrez’ Hausbaukurse dauern 12 Wochen. Teilnehmende reisen aus der ganzen Welt nach Kolumbien an.

Schweiz: Bauen mit Bauprofilen aus recycelten Plastikflaschen

UHCS heisst das Schweizer Baukastensystem auf Basis von rezyklierten Plastikabfällen. Die vier Buchstaben stehen für Ustinov Hoffmann Construction System. Und ja: Miterfinder Igor Ustinov ist der Sohn des bekannten Schauspielers Peter Ustinov. Das Ziel der beiden Tüflter lautete, kostengünstige, ökologische und nachhaltige Wohneinheiten zu schaffen, die überall auf der Welt leicht errichtet werden können.

Die Bauprofile werden in einem Extrusionsverfahren hergestellt, vor allem aus PET. Sie sind kostengünstig in der Herstellung und lassen sich wie Legoteile zu kubischen Wohneinheiten zusammenfügen. Ein UHCS-Haus hält etwa 80 Jahre. Danach kann es recycelt oder mit minimalen Umweltauswirkungen vernichtet werden.

UHCS System wurde 2017 an der Erfindermesse in Genf erstmals vorgestellt und ausgezeichnet. Weitere Auszeichnungen folgten.

Quellen:

Panama: https://www.youtube.com/watch?v=6Fl9YsqwC_Y

Uganda: https://www.youtube.com/watch?v=G_XsJe9UqF8

Kolumbien: https://www.youtube.com/watch?v=QuyIA5cR1-A

Schweiz: https://houseofswitzerland.org/de/swissstories/umwelt/upcycling-ein-plastikhaus-aus-der-schweiz

Bildquelle:

  • Flaschenhaus_hamm: Dirk Vorderstraße, Wikimedia Commons
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Author: Anja Eigenmann

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