Das Konzept der 10-Minuten-Nachbarschaft besagt, dass alles Wesentliche zu Fuß erreichbar sein soll. Trotz Platzmangel und strengen Bauvorschriften sieht Politiker Michael Hug großes Potenzial und möchte Basel zum Vorreiter machen.
Themen wie Wohnungsnot, steigende Mieten, Gentrifizierung, Stadtflucht, Pendeln, Staus und erhöhter CO₂-Ausstoss sind schwer zu durchbrechen. Eine mögliche Lösung bietet die ETH-Forscherin Sibylle Wälty mit der 10-Minuten-Nachbarschaft an. Die Idee: Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeitaktivitäten sollten innerhalb eines 500-Meter-Radius, also in zehn Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad, erreichbar sein. Dafür braucht es eine dichte Bebauung mit mindestens 15.000 Einwohnern pro Nachbarschaft.
In Basel gibt es bereits zwei dieser Nachbarschaften im Gundeldinger- und Matthäus-Quartier. Michael Hug, LDP-Grossrat, fordert nun den Regierungsrat auf, innerhalb von 18 Monaten ein Konzept zu entwickeln, wie weitere 10-Minuten-Nachbarschaften realisiert werden können.
Wo viele Arbeitsplätze entstehen, müsse auch Wohnraum geschaffen werden, meint Hug. Hindernissee wie Platzmangel, Denkmalschutzauflagen und zonenrechtliche Vorgaben erschweren jedoch die Umsetzung. Hug betont, dass angesichts des Wachstums von Bevölkerung und Wohnungsnot auch innerstädtisch verdichtet gebaut werden müsse.
Das Schweizer Raumplanungsgesetz fordert zwar eine Siedlungsentwicklung nach innen, doch wird es oft nur theoretisch umgesetzt. In der Praxis entstehen Wohn- und Arbeitsplätze weiterhin häufig unkontrolliert in ländlichen Gebieten, was die Zersiedelung fördert.
Laut dem Bericht „Umwelt Schweiz 2022“ werden täglich Grünflächen in der Größe von sieben Fussballfeldern versiegelt. Verdichtetes Bauen nach innen, wie es das Konzept der 10-Minuten-Nachbarschaft vorsieht, könnte diese Entwicklung zumindest verlangsamen.