
Ein Forschungsteam der Universitäten Freiburg und Stuttgart hat ein neuartiges Schattensystem entwickelt, das sich automatisch an die Wetterbedingungen anpasst – ganz ohne Strom oder Mechanik. Grundlage ist das Vorbild der Natur: Kiefernzapfen, die sich je nach Feuchtigkeit öffnen oder schließen.
Die etwa 15 Zentimeter langen, aus Zellulose gefertigten Schuppen reagieren wie Zapfen auf Luftfeuchtigkeit: Bei Trockenheit schließen sie sich und spenden Schatten, bei Feuchtigkeit öffnen sie sich und lassen Licht und Wärme ins Gebäude. Möglich macht das eine zweischichtige Materialstruktur, bei der eine Schicht aufquillt, die andere starr bleibt – dadurch entsteht eine natürliche Verformung.
Das System namens SolarGate wird im 3D-Druckverfahren hergestellt, ist wartungsarm, langlebig (ca. 20 Jahre) und reduziert den Wärmeeintrag um bis zu 90 Prozent – laut Forschern ein Temperaturunterschied von bis zu sieben Grad ohne Energieaufwand.
Ein weiteres Projekt namens FlectoLine orientiert sich an der fleischfressenden Wasserpflanze Wasserrad. Dabei steuern Druckluft und Computer große Klappen zur Verschattung eines Gewächshauses im Botanischen Garten Freiburg. Auch hier stand die Bewegung von Pflanzen Pate für die Konstruktion.
Beide Projekte zeigen: Die Natur bietet einfache, robuste und energieeffiziente Lösungen für architektonische Herausforderungen. Die Forschenden betonen, dass viele biologische Vorbilder zwar nicht perfekt, dafür aber funktional, widerstandsfähig und nachhaltig seien – und dass darin großes Potenzial für zukünftige Entwicklungen liege.